Nach 22 Jahren verabschiedet sich Toni Käslin
Wer ein Konzert der «Ämmätter Muisig» besucht, erwartet seit eh und je einen Abend der guten Laune. Die ultimative Kochshow des vergangenen Wochenendes mit dem Titel «Rhythmus und Rezepte» in der Mehrzweckhalle Emmetten machte da keine Ausnahme. Für einmal gingen bei der Veranstaltung allerdings Frohmut, Herzlichkeit und ganz leise Wehmut einher. Toni Käslin dirigierte nämlich sein letztes Jahreskonzert mit den Musikantinnen und Musikanten aus Emmetten. «Man wird älter und die Anstrengungen, Proben, Konzerte und alles drum und dran werden grösser», erklärt der inzwischen 73-jährige Vollblutmusikant. Er will sich mehr Zeit verschaffen, für sich selbst, seine Familie und die Vorlieben abseits vom Dirigentenpult: wandern, fischen und reisen in die weite Welt. «Ich werde weiterhin mit der Musik leben, jedoch diesbezüglich Verantwortung meiden», gibt er unserer Zeitung zu verstehen.

Bestens disponiertes Ensemble
Was das Publikum in der randvollen Halle von Toni und seiner Blasmusik erwartete, erhielt es auch. «Es muss nicht immer ernsthaft zu und hergehen», prophezeite Simon Würsch in seinen präsidialen Begrüssungsworten. Viel Spass und Ausgelassenheit versprach er hauptsächlich für die zweite Hälfte des Konzertes. Zur Eröffnung erklang «Die Isel», ein flotter Konzertmarsch, der den Lauf des gleichnamigen Flusses im österreichischen Osttirol beschreibt.

Bild: Primus Camenzind (Emmetten, 11. 1. 2025)
In der Folge gab das bestens disponierte Ensemble einige Werke österreichischer und südtirolischer Komponisten im böhmisch-mährischen Stil zum Besten; eine allseits bekannte Leidenschaft des scheidenden Dirigenten. Vom Schweizer Christoph Walter interpretierte das Blasorchester «Celtic Crest», jene feierliche Hymne, die jeweils auch am «Basel Tattoo» zu hören ist. Die «Fiesta Della Costa» mit südamerikanischer Sambapower und der romantische US-Welthit «Can’t Help Falling in Love» mit dem tollen Altsaxofonsolo von Mathias Besse sorgten für stilistische Vielfalt.
Musik ging durch den Magen
In der Pause bauten der Moderator Walter Infanger und Lisbeth Käslin, die Frau des Dirigenten, am Bühnenrand eine regelrechte Kleinküche mit einem feuerroten Kühlschrank auf. Den beiden war eine tragende Rolle zugedacht. Rhythmus und Rezepte (das Motto des Jahreskonzertes) belebten nun die Szene. Was die Musikantinnen und Musikanten vorspielten, wurde während der jeweiligen Stücke kulinarisch umgesetzt und zum Verzehr freigegeben. «Schinken mit Ei» (Schottisch von Hans Muff), «Griechischer Wein» sowie «Aber bitte mit Sahne» (beide von Udo Jürgens), das «Chianti Lied», ein «Pancake Rag», der Dixie «Ice Cream» und sogar der Song «Kannst Du Knödel kochen» bereiteten die Köchin und der Koch nicht nur zu; das Publikum erfuhr auch die Rezepte und genoss die Kostproben. All dies hatte den vom Präsidenten versprochenen Spass und die Ausgelassenheit auf der Bühne und im Saal zur Folge.

Bild: Primus Camenzind (Emmetten, 11. 1. 2025)
Leise Wehmut kam auf, als es zum Schluss des denkwürdigen Jahreskonzertes darum ging, Toni Käslin zu verabschieden. Er und seine Gemahlin durften auf einer von der «Ämmätter Muisig» geschenkten hölzernen Sitzbank Platz nehmen. Im Hintergrund erklang der «Böhmische Traum», eines der Paradestücke seines Orchesters, und gemeinsam wurde aus voller Brust das «Nidwaldner Lied» gesungen. Es dürfte für einen zukünftigen Dirigenten nicht leicht sein, in die Fussstapfen des Toni Käslin zu treten, aber Vereinspräsident Simon Würsch gab sich diesbezüglich und für die Zukunft seiner Musikgesellschaft zuversichtlich.

Lisbeth und Toni Käslin auf der zur Verabschiedung überreichten Bank am Schluss des Konzertes
Bild: Primus Camenzind (Emmetten, 11. 1. 2025)
Zeitungsartikel Nidwaldner Zeitung, 13. Januar 2025